Mittwoch, 15. April 2009

Zoff am Kanal


Die nordfranzösischen Fischer blockieren seit gestern mit ihren Kuttern die Häfen von Boulogne-sur-Mer, Calais und Dünkirchen. Der gesamte Fährverkehr liegt still und auch die Handelsschiffahrt kann weder ein- noch ausfahren. Grund der Aktion sind wieder einmal die EU-Fangquoten.

In der besten Fangsaison für Seezungen ist in der Region die Quote erreicht. Auch beim Kabeljau ist Schluß für dieses Jahr. Gleichzeitig dürfen die Fischer zusehen, wie bei den Betrieben, die im Hafen von Boulogne Fisch verarbeiten, von der Landseite her norwegischer und isländischer Kabeljau per LKW angeliefert wird. Norwegen ist nicht in der EU, hat daher mit Quoten nix am Hut und fängt dieses Jahr nach Angaben der französischen Fischer 500.000 Tonnen Kabeljau - ganz Frankreich hat eine EU-Quote von 9000, die Fischer im Norden Frankreichs kaum 700 Tonnen. Das bedroht die Existenz der sog.
pêche artisanale, des Fischfangs im handwerklichen Rahmen, der in dieser Gegend die vorherrschende Form ist.

Letztes Jahr waren es die Dieselpreise, nun sind es erneut die Quoten. Aus dem zuständigen Ministerium verlautet, man sei zwar bereit, über Hilfen für die Fischer zu reden - eine Erhöhung der auf EU-Ebene ausgehandelten Quoten käme hingegen nicht in Frage. Die Fischer haben daraufhin erklärt, sie wollten keine Almosen, sondern auf Dauer von ihrem Handwerk leben können.

Damit verlangen sie nur das, was ihnen der kleine Gernegroß mit der dicken Rolex vor einem Jahr bei seinem Besuch in Boulogne versprochen hatte: Er werde im Rahmen der französischen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2008 das leidige Problem mit den Quoten ein für alle mal aus der Welt schaffen. Jetzt werden ihm, genau wie in Gandrange, seine Versprechen um die Ohren gehauen. Eigentlich noch viel zu wenig.

Quelle: La Voix du Nord
Bild: Fischkutter im Hafen von Boulogne-sur-Mer (Pentax K10D, SMC-M 2/85 mm)

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