Montag, 8. Juni 2009

Von der Tabakindustrie lernen?

Während die Leute früher in gewisser Weise stolz waren, wenn sie fotografiert wurden, so begegnen sie heute den Fotografen mit Mißtrauen und halten sie für Paparazzi. Das Ergebnis: die wenigen Fotos des alltäglichen Lebens in Frankreich, die überhaupt noch gemacht werden, zeigen Menschenmengen, Leute von hinten oder sie sind mit Absicht unscharf gemacht. Ich finde diesen Mangel an Kommunikation über unsere Zeit erschreckend.

Sébastien Calvet, freier Pressefotograf, im aktuellen Sonderheft von Réponses Photo mit dem Titel "Etre photographe en 2009".

Spätestens seit Lady Di hat sich das Bild, das die Gesellschaft von Fotografen hat, grundlegend gewandelt. Oder wer traut sich heute noch, auf einem Spielplatz zu fotografieren? Aus dem sympatischen Zeitgenossen mit dem Fotoapparat ist das Scheusal geworden, das seine Abartigkeit an Fotos unschuldiger Kinder auslebt, falls er nicht gerade wehrlose Prinzessinnen in den Tod hetzt.

Wenn die Fotoindustrie in ein paar Jahren noch jemand haben will, dem sie ihre Produkte verkaufen kann, dann sollte sie ernsthaft über eine Imagekampagne für ihre eigene Kundschaft nachdenken. Die Tabakkonzerne haben das schon vor Jahrzehnten begriffen und es viele Jahre lang geschafft, allen einzureden, was ihre Kunden doch für nette Leute seien.

Da sollte das bei Fotografen doch nun wirklich keine Kunst sein.

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