Samstag, 2. Januar 2010

Mein letztes Foto aus Dünkirchen?



Das könnte es leicht sein.

Heute abend haben mir ein schneidiger Polizeileutnant und seine nicht minder charmante Kollegin auf der Digue du Braek ein Fotografierverbot und einen Platzverweis erteilt, nicht ohne vorher noch meine Personalien aufzunehmen, wobei sie mit meinem Personalausweis im Wagen eine halbe Stunde lang in der Gegend herum telefoniert haben.

Begründung? Bei der Industrie gegenüber handele es sich um lauter Betriebe mit Seveso-Klassifizierung. Das ist die frz. Diktion für 'dort wird mit Gefahrstoffen gearbeitet' und trifft im Grunde auf jede Molkerei zu, die Desinfektionsmittel und Ammoniak zur Kühlung vorhält.

Ich hätte sie nun fragen können, warum das Fotografieren - im Gegensatz zum Angeln, zum Herumrasen mit Quads oder zum Ausführen von Hunden an gleicher Stelle - eine besondere Gefahr darstellt, aber mit der notorisch autoritären französischen Polizei diskutiert man nicht. Das ist noch richtige Obrigkeit, die zudem über soviele Möglichkeiten zur Willkür (tagelanges Festhalten ohne konkreten Vorwurf oder richterliche Überprüfung usw.) verfügt, daß jede Argumentation witzlos ist.

Es empfiehlt sich übrigens auch nicht, ein halbwegs passables Französisch zu sprechen, wenn man deutsche Kennzeichen auf dem Auto hat - das finden die Herrschaften nämlich höchst verdächtig. Künftig wird sich jeder Vertreter der dortigen Staatsmacht auf Deutsch mit mir verständigen dürfen. Das wird bestimmt lustig.

Schon letzte Woche hatte ich eine alberne Auseinandersetzung mit einem dieser Kasper vom privaten Hafenwachdienst, der meinte, ich dürfe die Raffinerie von der Straße aus nicht fotografieren. Na gut, so jemand läßt man auflaufen, aber bei der Polizei steht man halt etwas dümmer da.

Ich werde versuchen, die ganze Anlegenheit nächste Woche mit dem Kulturdezernat der Stadtverwaltung in Dünkirchen zu klären. Immerhin haben sie dort Leute wie Nefzger und Eggleston anreisen und Bilder an genau denselben Orten machen lassen, die anschließend hier groß ausgestellt wurden.

Bis dahin kann ich jedem, der auch einmal hier fotografieren möchte - und es ist wirklich ein einzigartiger Ort - nur raten, abzuwarten oder sein Geld für Hotels und Restaurants lieber woanders auszugeben.


Nachtrag April 2010:
Immerhin habe ich jetzt halboffiziell schriftlich, daß mich die Polizei dort eigentlich nicht verjagen darf. Ob's hilft, muß sich zeigen, wenn es mal wieder soweit ist.
Ich habe jedenfalls keine Lust, mir von einem verbiesterten Schutzmann und seiner zickigen Kollegin meine absolute Lieblingsecke vergällen zu lassen.

Foto: Digue du Braek, Dunkerque (59), 2. 1. 2010 - Pentax K-7, SMC-M 3.5/135 mm, f8, 1 s

1 Kommentar:

Ruhrpottfotograf hat gesagt…

Wie gesagt, ich finde es peinlich, traurig, lächerlich oder sonst was... ;-)

Grüße
Joel