Mittwoch, 7. Juli 2010

Geschichten aus dem real existierenden Kapitalismus

Heute: Danke, Klaus Conrad

Es gab Zeiten in Köln, da konnte man die vielen Elektronikläden in der Stadt kaum aufzählen. P+M, Schuricht, Arlt, Völkner, Bader, Bürger, Unger, Schlembach, Pöschmann, Lima-Elektronik und wie sie alle hießen.


Vor 15 Jahren oder so hat Conrad mitten in der Stadt einen Riesenladen aufgemacht. Mit einer eigenen Amateurfunkabteilung und allem Brimborium. Es wurden eigens Funkamateure als Verkäufer eingestellt. Alle Leute fanden das ganz toll und rannten ihnen die Bude ein.

Nach und nach verschwanden alle anderen Läden. Die besten Verkäufer wurden bei Conrad sofort wieder eingestellt und brachten die Kundschaft sozusagen gleich mit. Selbst der große P+M gab irgendwann auf.

Kurz darauf wurde bei Conrad die Amateurfunkabteilung aufgelöst, das Sortiment erheblich ausgedünnt, und die ganzen Fachverkäufer waren auch bald weg. Stattdessen gab es das übliche Häuflein Verzweifelter zum branchenüblichen Tariflohn. Fachberatung war seither gestern.

Irgendwann begannen sie, an der Kasse nach der Postleitzahl zu fragen. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Der tolle Laden in der Stadt wurde dichtgemacht und es ging in eine düstere Gewerbehalle weit draußen am Stadtrand. Die haben sie jetzt auch zugemacht.

Mit Ausnahme eines verwunschenen Kramlädchens hinter dem Karstadt
hat die Millionenstadt Köln seit dem 3. Juli keinen einzigen Elektronikhändler mehr.

Danke, Klaus Conrad. Und die Pest an den Hals!

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