Freitag, 8. Oktober 2010

Pour mieux vous servir... (2)

Dazu hatten wir ja letztens schon einen Beitrag. Nun will die belgische Eisenbahn SNCB ihre Fahrgäste an den Segnungen der modernen Technologien teilhaben lassen. Nicht ganz uneigennützig, versteht sich.

Nachdem der erste Versuch, eine saftige Gebühr für den Fahrkartenkauf am Schalter einzuführen, am breiten Widerstand der Öffentlichkeit gescheitert ist, legt die SNCB nach.

Künftig werden alle Bahnhöfen und Haltepunkte zu Verkaufsstellen. Dazu werden überall Automaten aufgestellt, die ja bekanntlich immer funktionieren.

Parallel dazu werden in den nächsten Jahren massenhaft Fahrkartenschalter stundenweise, am Wochenende oder gleich ganz geschlossen. Und das nicht nur auf dem platten Land, sondern selbst in Großstädten wie Charleroi oder Lüttich. Auch mit dem Fahrkartenverkauf im Zug soll ab 2012 Schluß sein.

Und schon ist die Schaltergebühr wieder da.

Denn die Rechnung der SNCB zu dieser Maßnahme sieht wie folgt aus:
  • jährliche Kosten für Technologie: 0,3 Mio. Euro
  • jährliche Kosten für Mobile Ticketing: 4,7 Mio. Euro
  • jährliche Automatenkosten: 6,3 Mio. Euro
  • Personaleinsparungen: 5,0 Mio. Euro
  • Einnahmen durch Schaltergebühr: 14,5 Mio. Euro
Einsparung unter dem Strich somit jährlich rund 8 Millionen Euro. Zum Vergleich: dieses pharaonische Monstrum von einem Bahnhof, das sie sich von Calatrava in Lüttich-Guillemins haben bauen lassen, hat 437 Millionen gekostet.

Die Preise werden gestaffelt: ganz teuer am Schalter, teuer am Automaten und billiger per Internet oder SMS. Treffen wird es diejenigen, die kein (mobiles) Internet, keine Kreditkarten und kein Vertragshandie haben, um eine Fahrkarte zu kaufen - wie üblich also die Spitzenverdiener.

Die Liste der Bahnhöfe und wann wo was zugemacht werden soll, heute in La Meuse. Hinweis: mit détricotage - eigentlich das Aufraffeln von etwas Gestricktem - meinen sie die Einschränkung der Öffnungszeiten.

Und hier die ganze Sache noch einmal in ein hübsches flämisches PR-Wölkchen verpackt.

Tolle Ideen haben sie dabei. Zum Beispiel was den wegfallenden Verkauf im Zug angeht. Wer künftig in der Pampa vor einem kaputten Automaten steht und nur ein Telefon mit Prepaid-Karte hat, über das er keine Fahrkarte kaufen kann, der hat eben Pech. "No ticket, no train!", heißt das Motto dafür. Auf diese Weise wollen sie die Aggressionen gegenüber den Zugbegleitern abbauen und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöhen...

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